Allein ist nicht allein
Noch im Zug hab ich die Wahrheit abgeschrieben. Vom Kopfbahnhof zur
Busstation ging ich zu Fuß. Der Zettel wurde alt dabei und nirgends
seh ich nun die starken Zeilen stehn. Auf wie viel Wortbruch lassen
sie sich kürzen? Satz für Satz muss weichen, doch nicht einer will im
Scherz vergehn.
Am Feldrand lockt die Bundesstraße und der Raps blüht gelb. Der Pilot
spielt oben Immelmann. Weißer Rauch zieht Bahn nach Bahn fürs Auge in
den Himmel. Nimm meine Zunge, Flieger, gib mir was ich haben muss, ein
Jünger deines Bilds zu sein. Alles will ich sauber halten, sicher,
Glas und Nacht und jeden Satz Ikonen.
Ein Schritt nur bringt mich hintern Ginster, wo Schatten ist und
glanzlos Dreck die Würmer deckt. Pilze wachsen ohne Wissen, Ahnung,
Langeweile oder was auch immer. Die Farben täuschen und was schön ist
tötet. Ich hab die Wahl, ich muss mein eigner Anwalt sein vor dem
Gericht der Biochemie.
Nein, möchte gar nicht sagen können: "Gott kehr wieder" oder "warum
hast du mich verlassen." Die Sprache dafür liegt mir pappig auf den
Lippen. O Herr, halts Maul, kein Wort mehr nach dem Happyend der
Offenbarung. Die Hochzeit ist erledigt. Im Straßenmeer hat jeder seine
Boje und im Netzverkehr die Leuchtdiode.
Vom Hinterzimmer aus schreib ich die Wahrheit neu. Subject: Liebling,
komm jetzt, Liebling, Du, mein Du.