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"NachtWege" Gemälde
von Claudia Mitzinneck
Als ich nach der Zeit verlangte, wollt ich sie nicht haben. Hoch geht
der Cherub spazieren, Metronom seines Gotts. Uhren lügen, die Ansage
schweigt. Rot und Grün und wieder Rot und Blau. Regennässe spiegelt,
macht mein Bein zum Schatten. Auf den Rädern ist zu wenig Druck,
Reibung, Walkung, in die Höhe schnellt nur der Benzinverbrauch.
Wie ein Kind, das seinen Traum begreift, laufe ich dem Engel nach.
Meine Füße treten Luft und Abstand. Schöpfe seh ich, schopflos Köpfe,
unscharf wird der Schriftzug auf dem Dönerspieß. Straßen messen, ein
Geflecht aus Licht und Feuchte. Gelb und Weiß und Gelb und Grau. In
den Adern pulst das Kerosin. Alpha Bravo, rise to future. Trotz
straight in approach bleibts Nacht.
Unten sind die Blitze fern. Eine Nonne wartet an der Ampel. Unterm
Himmelsguß enteilen kichernd Girls. Heimat hab ich nie gehabt, grau
und grün und wirklich blau. Durch den Riß im Schuh rinnt Wasser. Gott
regiert das Wort und Engel, Straße ließ er mir. Was mein Traum wohl
überlickte, ist noch ganz verstellt. Ohne Weg wär ich nur Sprache.
Klang ist seine, Gang ist meine Sache.