Spät
Beim Weg von Bank zu Bank sah ich einen Sperling auf dem Gehsteig
liegen, hob ihn auf, das trockene Gefieder wog wie tausend Bürden.
Gesang pickte mir die Kontonummer aus dem Ohr. Über Gärten zog der
Rauch gegrillter Rippchen und die falschen Paradiese bleckten ihren
Flieder.
Wo der Weg sein Ende hat, bleibt das Tor verschlossen. Eisen, Gitter,
ringsum viel Privatgebiet. Vor der Friedhofsmauer die Straße,
vierspurig, in der Luft ein Stern aus Airways. Ach, toter Vogel, nur
meine Hand taugt Dir zum festen Grab.
"Zu viel hab ich gehört, zu viel gesagt. Aus dem Abfall meiner Sätze
ist der Tod gekrochen. Zu viel sah ich, was einzig nach dem Buchstaben
ein Recht hat und die Horizonte sah ich nicht, über denen ein ferner
Stern aufsteigen muss, wenn Licht werden soll."
Zu viel hab ich dem Lied der Sonne zugetraut.
"Einst taten Götter groß und nahmen alles in die Hand. Aus ihren
Taschen floss das monatliche Mana, ihre Liebe war mir das
Linsengericht. Warum erhob ich meine Hand nicht gegen sie, lief fort?
Verrat, Verrat!"
Ich lief, an Mülltonnen kam ich zum Stehen.
"Zu spät hab ich mein Herz erkannt, das schlägt und will. In tausend
Sätze ist die Kraft verflossen. Weh mir, wenn Winter ist, dann hab ich
in der Hand den Spatz und niemals sah ich mich, der zwischen Tauben
läuft!"